Oberstufentheater 2019
Junges Theater "Vöhlin" lässt mit "Auerhaus" die 80er aufleben

So waren die 80er Jahre: Eltern und Kinder hatten noch Konflikte, der Staat trieb die Jungen ein, um sie bei der Bundeswehr zu Männern zu machen … eine harte Zeit, die aber, vielleicht gerade wegen all der Strenge, die Sehnsucht der Jugend nach Freiheit und Anderssein umso größer machte.
Vor diesem Hintergrund spielt „Auerhaus“, das Theaterstück nach Bov Bjerg, das das Vöhlin-Gymnasium an zwei Abenden auf die Bühne gebracht hat. 21 SchülerInnen der Jahrgangsstufen 10 bis 12 spielten mit großer Bühnenpräsenz und viel Freude die Geschichte von Frieder, der mit seinen Freunden und ein paar schrägen Typen im Bauernhaus seines Großvaters eine WG gründet. All die Abenteuer, die über die Bühne gehen, von den ausgelassenen Feten bis zu lebensgefährlichen Autofahrten, spielen vor einem ernsten Hintergrund. Frieder hat einen Selbstmordversuch hinter sich und seine Mitbewohner machen es sich zur Aufgabe, auf ihn aufzupassen.
Ein in vielerlei Hinsicht lohnendes Stück, das die Vöhlin-Schüler gemeinsam mit ihrem Lehrer Bernd Scheiter ein gutes halbes Jahr entwickelt und einstudiert haben. Das reduzierte Bühnenbild mit 80er Jahre-Tapete, die Hits der Neuen Deutschen Welle und die Kostüme gaben dem ganzen die richtige Atmosphäre. Die Schauspieler begeisterten das Publikum, allen voran Anja Höbel als fetzige Vera und Levin Schuster als Höppner Hühnerknecht. Benjamin Heuschmid brachte den schwierigen Charakter von Frieder feinsinnig auf die Bühne. Die „alten“ WG-Bewohner, die nach 20 Jahren wieder an den Ort ihrer gemeinsamen Zeit zurückkehrten, überwiegend aktuelle Vöhlin-Abiturienten, kommentierten das Geschehen im Rückblick. Das Ensemble bot bis in die Nebenrollen sehenswertes Schauspiel auf einem für Schultheater hohen Niveau.
Die SMV und der Elternbeirat sorgten an den Abenden, an denen sich neben den SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern auch viele Ehemalige trafen, für einen tollen Rahmen.
Das Junge Theater Vöhlin - die Oberstufe waren 2018/2019:
Bernhard Lewin, Elisabeth Frasch, Caroline Engel, Sandra Schüler, Fatmira Vehabi, Majka Ruf, Katarina Schütte, Juri Soloviev, Vincent Esser, Anna-Maria Nattenmiller, Daniela Gröner, Anja Höbel, Hannah Schuster, Christiane Radu, Levin Schuster, Simon Kohler, Esma Cinaj, Alina Haupt, Adrian Huber, Nicolas Schröck, Benjamin Heuschmid, Leitung: Bernd Scheiter

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Junges Theater Vöhlin 2018
Brecht mit Pfeffer und Schweinereien

Was man als engagierte Schultheatertruppe aus einem fast 100 Jahre alten Werk von Brecht zaubern kann, zeigte das Junge Theater Vöhlin in Regie von Bernd Scheiter auf der Bühne der Vöhlin-Aula. In dem gut zweistündigen Stück „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ holten die ca. 30 Mitwirkenden alles aus sich und Brecht heraus. Während es Brecht vor allem um die Kapitalismuskritik in der Weimarer Republik ging, hatten die Jugendlichen einen wachen Blick für ihre eigene Gegenwart und überraschten im Minutentakt mit originellen Ideen.
Erzählt wird die Geschichte von vier Freunden, Holzfällern aus Alaska, die nach all der Mühe und Arbeit endlich das Leben genießen wollen. Dazu gehen sie nach Mahagonny, einer von Kriminellen gegründeten Stadt, die in vielem an Las Vegas erinnert. Dort feiern sie, wie alle anderen auch, nach dem Motto „Fressen, Saufen, Lieben und Boxen“. Als einem von ihnen aber das Geld ausgeht, zeigt Mahagonny sein unbarmherziges Gesicht.
Die Schüler des Vöhlin-Gymnasiums führten mit beeindruckender Spielfreude in satirischen Bildern den Wahnsinn der Konsumgesellschaft vor Augen. Etwa, wenn Luis Stemmer als Jakob Schmidt beim großen Fressen heldenhaft aber tot neben einem Schweinskopf auf der Festtafel einschlägt. Oder wenn Sulamith Esser als der Verbrecher Tobby Higgins ein VW-Emblem um den Hals trägt, sich auf ein Auspuffrohr stützt und dem Richter Geldscheine zusteckt. Dann ist auch klar, nach Parallelen zwischen damals und heute muss nicht lange gesucht werden.
Mahagonny ist ein Stück mit viel Tempo, aber auch ruhigen und musikalischen Elementen. So durfte natürlich der „Alabama Song“ nicht fehlen, den Julia Gehringer als Jenny zusammen mit den Mädchen von Mahagonny hinreißend sang. Elias Kohler, der am Vormittag noch als Landessieger bei „Jugend forscht“ bei einem Staatsempfang im Maximilianeum geehrt worden war, zeigte abends in der Hauptrolle als Paul Ackermann, dass er nicht nur als Physiker, sondern auch als Schauspieler über herausragende Fähigkeiten verfügt. Seine Freunde und Holzfäller-Kollegen, Felix Schachenmayr, Tobias Voran und Luis Stemmer gaben mit ihm ein unvergessliches Quartett ab. Die ganze bestens gelaunte Theatertruppe präsentierte mit gekonnter Gestik, Mimik, Haltung und Sprache in einem bunten Bühnenbild ein kurzweiliges Spektakel. Viele der Mitwirkenden sind bereits seit der 5. Klasse Jahr für Jahr in den Theatergruppen dabei, suchen gemeinsam die Stücke aus und erarbeiten vieles bei den gemeinsamen Theatertagen in der Jubi Babenhausen.
Die beiden Theaterabende in der Vöhlin-Aula wurden so wieder einmal zu echten Theaterfesten für die gesamte Schulfamilie. War doch das schillernde Theaterprojekt Beleg dafür, dass man mit gutem Zusammenhalt, Mut und Spaß Großes erreichen kann.



Das Junge Theater Vöhlin 2018: Elisabeth Frasch, Vincent Esser, Majka Ruf, Elias Kohler, Tobias Voran, Luis Stemmer, Felix Schachenmayr, Julia Gehringer, Amelie Keßler, Daniela Gröner, Katarina Schütte, Sulamith Esser, Emma Czech, Anna-Maria Nattenmiller, Alina Haupt, Eva Ebel, Caroline Engel, Juri Soloviev, Sandra Schüler, Lea Heinle, Lena Rieder, Anja Höbel, Bernhard Lewin, Bernd Scheiter (Regie)
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